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Deutschsprachige Minderheiten in Jugoslawien

Vor dem Zweiten Weltkrieg lebte rund eine halbe Million deutscher oder „altösterreichischer“ Menschen in Jugoslawien: Ihr Schicksal in den 1940er- und 1950er-Jahren ist Thema einer internationalen Konferenz ab dem 21. März im südsteirischen Bad Radkersburg.

Teilnehmer aus Österreich, Deutschland, Slowenien, Kroatien und Serbien referieren auf Einladung der deutschen Stiftung „Flucht, Vertreibung, Versöhnung“ und unter Mitwirkung des Ludwig Boltzmann-Instituts für Kriegsfolgen-Forschung sowie der Uni Graz zu Aspekten der Geschichte und Vertreibung Angehöriger der deutschsprachigen Minoritäten im ehemaligen Jugoslawien.

Ein differenzierteres Bild

Im Banat und in der Vojvodina lebten vor dem Zweiten Weltkrieg die sogenannten Donauschwaben, sowie die in der slowenischen Region Stajerska lebenden, nur wenige zehntausend zählenden Volksdeutschen (deutschsprachige Stadtbevölkerung in z. B. Marburg/Maribor, die Gottscheer und Zarzer) die umgangssprachlich als „Altösterreicher“ bezeichnet werden.
Die Vorgänge rund um ihre Flucht, Vertreibung und Deportation aus Jugoslawien nach dem Zweiten Weltkrieg bis 1955 wurden bisher jedoch nur vereinzelt wissenschaftlich untersucht, so die Veranstalter.
Im kommunistischen Jugoslawien lautete die offizielle Sprachregelung, dass die Deutschen „ausgewandert“ seien. Dieser Begriff suggerierte, dass sie ihre Heimat im Gefolge der vor Sowjets und Partisanen zurückweichenden deutschen Wehrmacht verlassen hätten. Jüngste Forschungen dokumentieren ein zunehmend differenzierteres Bild.

Verschiedene Forschungsstränge

Die internationale Tagung „Vom ‚Verschwinden‘ der deutschsprachigen Minderheiten. Ein schwieriges Kapitel in der Geschichte Jugoslawien 1941-1955“ will den aktuellen Stand der Forschung präsentieren und fragt nach gemeinsamen Ansätzen für eine Bewertung.

Die Minderheitenpolitik in der Zeit zwischen den Weltkriegen sowie die Nationalisierung als „deutsche Minderheit“ und Einstellung der Donauschwaben zum Nationalsozialismus werden von Zoran Janjetovic (Belgrad) und Carl Bethke (Tübingen) am Eröffnungsabend diskutiert.

Die NS-Umsiedlungen von Deutschen aus Kroatien (Amila Kasumovic, Sarajevo), die Funktion der volksdeutschen Waffen-SS-Division „Prinz Eugen“ und die nationalsozialistische Aufstandsbekämpfung in Jugoslawien zwischen 1941 bis 1944 (Thomas Casagrande, Frankfurt) sowie der Holocaust in Serbien (Milan Koljanin, Belgrad) sind Themen am folgenden Tag. Mitja Fernc aus Laibach/Ljubljana wird das Schicksal der deutschen Minderheit in Slowenien nach dem Zweiten Weltkrieg beleuchten.

Über die Flucht, Internierung und die Aussiedlung der donauschwäbischen Bevölkerung in der Vojvodina referiert Michael Portmann aus Wien. Stefan Karner vom LBI für Kriegsfolgenforschung wird einen Überblick über die deutschsprachige Minderheit in Slowenien von 1938 und 2011 geben.

Quelle: Science ORF (19.03.2012). URL: http://science.orf.at/stories/1696149/

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